10.10.2016 | 29.01.2017 | Nordflügel – Ebene 1

Gewebte Träume. Der Bildteppich in Mitteldeutschland. Reflexionen auf Jean Lurçat

Inge Götze: Ernte des Waldes, 1974-76, Gobelin, 180 x 400 cm, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Kustodie und Archiv, Foto: Joachim Blobel

Marlies Riebesel: Garten mit Vögeln, Gobelin, 184 x 235 cm, Burg Beeskow, Foto: Joachim Blobel

Werner und Rosemarie Rataiczyk: Der Mann,1966, Privatbesitz © VG BildKunst, Bonn 2016, Foto: Walter Danz


Eine Ausstellung des Kunstvereins „Talstrasse“ e. V. in Kooperation mit dem Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)

Die Ausstellung thematisiert den Einfluss, den das Werk des bedeutenden französischen Bildteppichkünstlers Jean Lurçat (1892–1966) in den frühen 1950er Jahren auf die Entwicklung der Textilen Kunst in Mitteldeutschland, speziell in Sachsen-Anhalt, hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte sich die Gobelinwirkerei in Sachsen-Anhalt, das als deren Zentrum in Deutschland gelten darf, zunehmend auf repräsentative figürliche Themen, weshalb Lurçats Werk gerade hier auf fruchtbaren Boden traf. So ist die Ausstellung, die die Entwicklung und Wandlung dieser Kunst in Mitteldeutschland anhand von repräsentativen Beispielen dargestellt, ein Plädoyer für eine großartige und eigenständige künstlerische Ausdrucksform der europäischen Kulturgeschichte und macht sie auf die Besonderheit einer textilkünstlerischen Tradition in unserem Bundesland, ihre Einmaligkeit und besondere Stellung innerhalb der mitteldeutschen Kunstgeschichte aufmerksam, deren früheste und einmalige Beispiele mit den romanischen Bildteppichen in Halberstadt und Quedlinburg im heutigen Sachsen-Anhalt entstanden und hier bewahrt und anspruchsvoll präsentiert werden.

Die Gestaltungen der Bildteppiche in privaten Werkstätten und an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, welche die Teppichkunst in Sachsen-Anhalt als traditionsreiche und international bedeutende Kunsthochschule mit der Ausbildung von Studenten im Bereich Textilkunst stark prägte, war in erster Linie malerisch. Die Thematik der Kunstwerke ist vor allem geprägt durch Fabulierfreude und Heiterkeit. Seit den 1970er Jahren verlagerte sich der Schwerpunkt der Textilgestaltung im Osten Deutschlands, vor allem an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, zunehmend hin zu Applikationsstickerei, transparenten Arbeiten, räumlichen Objekten und reliefartigen Webereien in Mischtechnik. Dennoch ist und bleibt die klassische Gobelinwirkerei die Ausgangsbasis dieser Varianten.

Die Ausstellung im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) als Korrespondenz zur Ausstellung „Jean Lurçat. Meister der französischen Moderne – Bildteppich, Malerei, Grafik“, die der Kunstverein „Talstrasse“ e. V. vom 11. August–20. November 2016 zeigt, versammelt circa 30 Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern wie Inge Götze, Ilse-Maria Krause, Inge Müller-Kuberski, Rosemarie und Werner Rataiczyk, Marielies Riebesel, Gertraud Schaar, Willi Sitte, Renate Voigt, Verena Wittmann u. a.

Die Ausstellung fügt sich in einen thematischen Schwerpunkt im sachsen-anhaltischen Ausstellungsgeschehen zur Textilen Kunst in Mitteldeutschland im Herbst 2016 ein, wozu im Einzelnen folgende Projekte gehören:

Kunstverein „Talstrasse“ e. V., 11.08.–22.11.2016
Jean Lurçat. Meister der französischen Moderne


Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), 10.10.2016–29.01.2017
Gewebte Träume. Der Bildteppich in Mitteldeutschland. Reflexionen auf Jean Lurçat
mit begleitender Präsentation Marielies Riebesel – Textil (10.10.–06.11.2016)

Kunststiftung Sachsen-Anhalt, 14.08.–04.09.2016
Marielies Riebesel – Textil

Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Galerie im Volkspark, 13.10.–13.11.2016
Der unerledigte Gobelin. Werkschau der Studienrichtung Malerei/Textile Künste von Prof. Ulrich Reimkasten