Das Grafische Kabinett
Die Sammlung des Grafischen Kabinetts umfasst derzeit ca. 37.000 Blätter: von frühen Drucken bis zu jüngst entstandenen Arbeiten. Zu den an Umfang und Bedeutung herausragenden Beständen zählen eine Flugblattsammlung, die mehr als 1000 zum Teil sehr seltene Blätter vom 15. bis ins 19. Jahrhundert enthält, eine komplette Sammlung von Stadtansichten der Brüder Merian sowie eine Porträtstichsammlung und eine 800 Blatt umfassende Ornamentstichsammlung des Rokoko und des Klassizismus. Die verschiedenen Strömungen der deutschen Kunst des 19. Jahrhunderts lassen sich mit hervorragenden Einzelblättern und kleineren bis größeren Werkgruppen belegen. Künstler wie Carl Gustav Carus, Caspar David Friedrich, Wilhelm von Kaulbach, Ludwig Richter, Julius Schnorr von Carolsfeld sowie Carl Blechen, Adolf Menzel und Carl Spitzweg gehören dazu.
Der hallesche Maler Adolf Senff ist mit einem umfangreichen Bestand von weit über 400 Zeichnungen vertreten. Bemerkenswert ist ein Konvolut von mehreren hundert Kostümstudien aus unterschiedlichen Kulturen und Epochen von Adam Weise, dem halleschen Universitätszeichenlehrer, wie auch das vollständige Radierwerk Hans Thomas aus dem Besitz J. A. Behringers, der das Werkverzeichnis erstellte.
Eine zentrale Stellung nimmt im Grafischen Kabinett die Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein. Mit Handzeichnungen, Aquarellen und Druckgrafiken sind die Künstler der "Brücke", des "Blauen Reiter" und der "Blauen Vier" in der Sammlung vertreten, darunter Lyonel Feininger allein mit 90 Blättern. Andere Handschriften von Künstlern dieser Zeit sind durch wertvolle Unikate u. a. von Max Beckmann, Karl Hofer, Oskar Kokoschka, Oskar Schlemmer, Kurt Schwitters und Max Slevogt präsent. Zum kostbarsten Bestand international bedeutender Kunst gehören über 40 Arbeiten des russischen Konstruktivisten El Lissitzky. Die verschiedenen Facetten sozialkritisch engagierter Kunst sind im Sammlungsbestand stark vertreten, darunter eine sehr umfängliche Werkgruppe des Hallensers Karl Völker, Arbeiten von Alfred Ahner, Otto Dix, Franz Ehrlich, Conrad Felixmüller, Otto Griebel, George Grosz, Hans Grundig, Käthe Kollwitz, Max Lingner, Oskar Nerlinger, Curt Querner, Johannes Wüsten, Magnus Zeller und auch von Heinrich Zille.
Einen weiteren Schwerpunkt bilden Werke nach 1950 aus den Kunstzentren der DDR: Dresden, Berlin, Leipzig, Chemnitz und natürlich Halle. Aus der Vielfalt der Bestände ragen umfängliche monografische Kollektionen heraus, so die der Dresdner Hermann Glöckner, Josef Hegenbarth, Max und Wilhelm Lachnit, Hans Theo Richter und Curt Querner, wie auch die des Leipzigers Wolfgang Mattheuer oder der Hallenser Albert Ebert und Willi Sitte sowie des Berliners Manfred Butzmann.
Einen zusätzlichen Akzent setzt eine Sammlung von Bildhauerzeichnungen. Sie reicht u. a. von August Rodin und August Gaul über Wilhelm Lehmbruck, Bernhard Heiliger, Gerhard Marcks und Gustav Weidanz, dessen Nachlass sich hier befindet, bis zu Theo Balden, Fritz Cremer, Wieland Förster und Franz Bernhard.