Wege der Moderne. Kunst in der SBZ/DDR 1945 bis 1990
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Im September 2017 eröffnete das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) im 1. Obergeschoss des Westflügels der Moritzburg eine umfassende Sammlungspräsentation zur Kunst in Deutschland in der ersten Hälfte des 20Jahrhunderts. Mit bewusstem Bezug auf die Ursprünge des ehemals Städtischen Museums für Kunst und Kunstgewerbe vereint die Präsentation Werke der Malerei und Bildhauerei mit repräsentativen Arbeiten aus dem angewandten Bereich aus der einzigartigen Sammlung Kunsthandwerk & Design. Etwas Besonderes stellt die Inszenierung der Kunst entlang der drei politischen Systeme in der ersten Jahrhunderthälfte dar und hierbei besonders die Thematisierung der Kunst im „Dritten Reich“. In einer diskursiven Gegenüberstellung wird sowohl das Fortwirken der Moderne in den 1930er und 1940er Jahren vorgestellt als auch die von den Nationalsozialisten offiziell anerkannte Kunst. Damit beschreitet das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) unter den Kunstmuseen in Deutschland einen neuen Weg in der Auseinandersetzung mit der eigenen Institutionsgeschichte sowie mit der deutschen Kunstgeschichte und der daraus abgeleiteten Präsentation der Sammlungsbestände.
In Fortsetzung dieses Ansatzes und Konzeptes eröffnet am 24. Februar 2018 der zweite Teil der Sammlungspräsentation mit der Kunst nach 1945. Dieser Teil der Dauerausstellung, der bislang im 2. Obergeschoss des Westflügels gezeigt wurde, entfaltet sich künftig mit etwa 100 Werken der bildenden und angewandten Kunst auf 400 qm im 1. und 2. Obergeschoss des Nordflügels. Damit präsentiert sich dem Besucher die Dauerausstellung zur Moderne im 20. Jahrhundert, dem Sammlungsschwerpunkt des Landeskunstmuseums, ab Frühjahr 2018 auf einer zusammenhängenden Etage vom Talamt im Südflügel über den Hauptausstellungsraum im Westflügel bis in den Nordflügel der Moritzburg auf insgesamt etwa 1 600 qm.
Auch mit der Inszenierung der Kunst nach 1945 bezieht sich das Museum klar auf die eigene Sammlung, die sich für diesen Zeitabschnitt historisch bedingt in erster Linie als eine Sammlung zur Kunst in der ehemaligen DDR darstellt. Dementsprechend bekennt sich das Museum deutlich zu seiner regionalen und historischen Verortung und präsentiert es die Kunst in der zweiten Jahrhunderthälfte fokussiert auf die vielfältigen künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten in der ehemaligen SBZ/DDR.
Den Auftakt der Präsentation bilden in Halle (Saale) entstandene Arbeiten aus den späten 1940er Jahren bis Mitte der 1950er Jahre, jener Zeit, in der Künstler wie Hermann Bachmann, Herbert Kitzel, Erwin Hahs oder Gustav Weidanz im Anknüpfen an die von den Nationalsozialisten geächtete Moderne einen künstlerischen Neuanfang versuchten. Infolge der Formalismusdebatte um 1950 verließen viele von ihnen enttäuscht die neu gegründete DDR gen Westen. Im Kern der Präsentation werden Positionen im Sinne des Sozialistischen Realismus kontrastiert mit Werken von Künstlern, die nach Wegen suchten, im Kontakt mit internationalen Entwicklungen zu bleiben bzw. Positionen der Moderne weiterzuentwickeln. Arbeiten beispielsweise von Werner Tübke, Wolfgang Mattheuer, Willi Sitte oder Willi Neubert treffen u. a. auf Werke von Hermann Glöckner, Robert Rehfeld, Wasja Götze, Hans Ticha oder A. R. Penck und Hartwig Ebersbach. Mit Werken von Einar Schleef, Clemens Gröszer, Norbert Wagenbrett oder Eberhard Göschel aus den 1980er Jahren öffnet sich die Präsentation perspektivisch in die Jahre der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten.
Die sogenannte Box im 2. Obergeschoss des Nordflügels dient künftig temporären Sammlungspräsentationen und ist im Rahmen der Eröffnung der neuen Dauerausstellung der Kunst in und aus Halle (Saale), der sogenannten Halleschen Schule gewidmet. Hier wird vertiefend gezeigt, wie die halleschen Künstler an der Burg Giebichenstein und in ihrem Umfeld nach 1945 den künstlerischen Neuanfang versuchten und wie sie sich an den Vorgaben der Kulturpolitik der jungen DDR rieben, was zu oft im Verlassen des Landes resultierte. Zu sehen sind Arbeiten von Hermann Bachmann, Fritz Baust, Kurt Bunge, Charles Crodel, Albert Ebert, Erwin Hahs, Herbert und Mareile Kitzel, Ulrich Knispel, Fritz Rübbert, Karl Erich Müller, Karl Völker, Gustav Weidanz u. a.