Die Sammlung Kunsthandwerk & Design

Der Begriff „Kunsthandwerk“ bezeichnet ursprünglich die künstlerische Gestaltung von Gegenständen des täglichen Gebrauchs, heute aber auch freie künstlerische Äußerungen mit angewandten Mitteln. Das umfasst sowohl besondere Einzelstücke wie auch Serienprodukte. Insgesamt umfasst die Sammlung etwa 8.000 Objekte von der Antike bis zur Gegenwart aus Europa, Asien, Amerika und Polynesien, darunter eine Reihe von Werken und Werkgruppen von internationaler Bedeu-tung. Dazu zählen die venezianischen, niederländischen und deutschen Gläser, das rheinische und mitteldeutsche Steinzeug, die französischen, niederländischen und insbesondere mitteldeutschen Fayencen, das englische und deutsche Steingut sowie das Meißner und Thüringer Porzellan. Die Sammlung beinhaltet darüber hinaus deutsche Gold-schmiede- und Zinngussarbeiten vom Mittelalter bis zur Gegenwart sowie verschiedene Kleinkunstwerke und Kunstkammerobjekte aus Elfenbein, Stein, Serpentin, Holz, Messing und Textilien.

Nahezu 20 Jahre war die Sammlung Kunsthandwerk & Design des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) verpackt magaziniert und nur stark eingeschränkt zugänglich – sowohl für den internationalen Leihverkehr als auch für die eigene Arbeit mit der Sammlung und deren Erforschung. 2014/15 hat die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt den historischen Kuppelsaal als Interimsdepot für die Sammlung baulich fertiggestellt. Damit konnte die Sammlung wieder ausgepackt, vor allem aber neu erschlossen und strukturiert werden. Jetzt wird mit etwa 6.000 Objekten der größte Teil des Bestandes wieder zugänglich – und damit auch der Kuppelsaal als bedeutender Teil der historischen Museumsarchitektur. Für Thomas Bauer-Friedrich, Direktor des Museums, bedeutet dieser Moment etwas sehr Besonderes, „denn das Museum wurde 1885 als Museum für Kunst und Kunstgewerbe gegründet. Max Sauerlandt, erster Direktor des Hauses, hat gerade dem Kunsthandwerk eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet und damit maßgeblich das Profil des Museums geformt. In den vergangenen Jahrzehnten war dieser bedeutende Teil unserer Museumsidentität für den Museumsbesucher kaum erfahrbar. In Wahrnehmung der Verantwortung für die herausragende Bedeutung des Museums und seiner Sammlungen freue ich mich, dass es nunmehr gelungen ist, diesen wichtigen Teil unserer Sammlungen wieder zugänglich zu machen. Herausgehobene Objekte werden zudem dauerhaft in der neuen Sammlungspräsentation im Westflügel der Moritzburg zu erleben sein, die ab dem 9. September geöffnet ist. In dieser Form und in diesem Umfang war die Sammlung seit sehr langer Zeit nicht erlebbar.“

Ulf Dräger, Kustos der Sammlung, und seine Mitarbeiterin Sophie Mannich haben in den vergangenen zwei Jahren alle Objekte einzeln ausgepackt, begutachtet und in die Präsentation eingeordnet. Systema-tisch aufgestellt sind sie ab sofort in großen Glasvitrinen zu betrach-ten. Die neu eingerichtete Studiensammlung Kunsthandwerk & Design ermöglicht einen Überblick über die Entwicklungsgeschichte des Kunsthandwerks vom Mittelalter bis in die Gegenwart in seinen verschiedensten Facetten. Den Mittelpunkt dieser „Kunstkammer“ bilden Werke der deutschen modernen und zeitgenössischen ange-wandten Kunst. Dieser das Museumsprofil bestimmende Sammlungs-schwerpunkt des Muse-ums ist breitgefächert dokumentiert. Dabei liegt ein besonderer Augenmerk auf Arbeiten aus und dem Umkreis der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle. Schon im Vorfeld erregte die neu zugäng-liche Sammlung große Aufmerksamkeit beim Fach-publikum. Für Besucherinnen und Besucher zugänglich ist die Studien-sammlung künftig im Rahmen von regelmäßig angebotenen öffent-lichen Führungen sowie nach Terminvereinbarung.

Die öffentlichen Führungen finden jeweils am 3. Sonntag im Monat, 15 Uhr, statt. Für alle Führungen gilt: max. 10 Teilnehmer, Kosten: 6 Euro/ermäßigt 4 Euro/ für vom Museumseintritt befreite Personen 3 Euro. Anmeldung erforderlich an der Museumskasse oder unter Tel.: 0345-2125911.

Foto: Marcus-Andreas Mohr